Grit: Was zeichnet MitarbeiterInnen aus?

In den letzten Blogbeiträgen und als Vorgrifff auf die nächste Werte-Studie habe ich das Thema „Grit“ thematisiert – also die Eigenschaft, durch Leidenschaft und Durchhaltevermögen nachhaltigen Erfolg in der Arbeitswelt zu erringen (engl. „grit“).

Wer Grit hat, hat die Fähigkeit, sich in ein Projekt reinzuhauen und es zum Erfolg zu führen – auch wenn es lange dauert und zahlreiche Hindernisse zu überwinden sind. Weswegen sind Mitarbeitende mit Grit wichtig? Weil sie ein langer Atem auszeichnet; weil sie verlässliche „Systemerhalter“ im Unternehmen sind; und weil man ihnen Leidenschaft für ihren Job anmerkt. Leidenschaft ist eine mächtige Emotion, und wie alle Emotionen wirkt sie ansteckend. Mitarbeitende mit Grit übernehmen daher Vorbildfunktion im Unternehmen, wenn´s darum geht, die Pobacken zusammenzukneifen und ein Ziel konzentriert anzusteuern.

Welche Eigenschaften, Haltungen und Einstellungen lassen Leidenschaft für´s Arbeiten entstehen? Welche müssen daher in Unternehmen besonders gefördert werden?

Da wäre zunächst mal die Neugierde. Wir sind alle von Geburt an „neophil“ – Neues zieht uns magisch an. Menschen Neues ausprobieren zu lassen und ein spielerisches Umfeld zu schaffen, ist daher der erste Baustein, um in ihnen Leidenschaft entstehen zu lassen. Unsere Neugier lässt uns permanent neue Interessen in unserem Umfeld entdecken, die wir ausprobieren, vertiefen oder verwerfen. Diese Entdeckungsreise lässt uns wertvolle Erfahrungen gewinnen, die wir wieder in unsere Arbeit reinvestieren können. Ihr merkt schon: Die Grundlagen für Leidenschaft haben einiges mit Lernen zu tun. Wie Albert Einstein schon sagte: „Lernen ist Erfahrung – alles andere ist nur Information.“ Lernprozesse zu durchlaufen und Erfahrungen zu sammeln, hilft uns, in neu entdeckte Themengebiete „reinzukippen“ und diese zu vertiefen.

Ferner bedarf es einer Mischung aus Indiana Jones und Sokrates – nämlich Abenteuerlust und Wissensdurst – damit Leidenschaft entstehen kann. Ebenfalls brauchen wir MitarbeiterInnen mit Fokussierungsvermögen und Konzentrationsfähigkeit – also Menschen, die unter vielen verschiedenen Zielen eines auswählen und konsequent ansteuern, egal wie verschwommen es sein mag. Denn Leidenschaft bedeutet, für die eine Sache zu brennen – und keine andere.

Leidenschaft entwickelt überdies nur, wer ehrgeizig Erfolg anstrebt. Des Ehrgeizes ist wiederum nur fähig, wer nach Anerkennung, Geltung oder Einfluss strebt.

Apropos Anerkennung: Leidenschaft lebt natürlich auch von der Fähigkeit, Liebe und Lust empfinden zu können. Es muss daher sexy sein, in eurem Unternehmen arbeiten zu dürfen. Ja, ihr hört richtig: Arbeiten darf ein Ponyhof sein. Lustempfindungen stärken nicht nur Leidenschaft und Grit, sondern tragen auch eine gehörige Portion zur Mitarbeiterloyalität bei.

Welche Werthaltungen lassen nun Durchhaltevermögen in Menschen entstehen?

Da wäre zunächst mal Ernsthaftigkeit als Grundvoraussetzung für Ausdauer. Ernsthaftigkeit bedeutet für mich in diesem Kontext, dass Mitarbeitende die Vorteilhaftigkeit konsequenter Zielstrebigkeit für sie selbst und ihren Arbeitgeber einsehen.

Dann wäre da noch die „Hemdsärmeligkeit“: die Fähigkeit, praxisorientiert zu denken, anzupacken und umzusetzen.

Ebenfalls braucht es Selbstdisziplin und Disziplin. Unter Ersterem verstehe ich die Fähigkeit, sich am Weg zu halten, auch wenn der Sturm noch so heftig bläst. Unter Letzterem verstehe ich die Fähigkeit, Vorgaben anderer Personen vertrauensvoll zu erfüllen.

Ausdauer benötigt allerdings auch Geduld – ein Wert, der sich in Zeiten rasant sinkender Aufmerksamkeitsspannen und der Sofortbefriedigungsgesellschaft rar gemacht hat. Mut ist eine weitere Ingredienz, die unser Durchhaltevermögen stärkt – vor allem der Mut, zu sich selbst und seinen Vorhaben zu stehen.

Darüber hinaus braucht´s auch ein wenig Hoffnung: den Glauben, das alles so wird, wie man es sich vorstellt. Keinesfalls ist Hoffnung das „Vertrauen der Naiven“. Ebenso wenig trifft der Ausspruch Rinnhofers zu, dass „der Hoffnungsvolle viele, der Hoffnungslose jedoch nur eine Perspektive hat“. Das hieße ja, dass Mitarbeiter, die lediglich auf ein Ziel fokussiert sind, hoffnungslos wären. Vielmehr trifft zu, dass ein Hoffender sich einen Endzustand erträumen und herbeisehnen kann. Ich erachte das als eine wichtige Fähigkeit, denn die Visualisierung eines Wunschzustandes besitzt eine enorme Antriebskraft und ist damit elementar für die Erreichung unserer Ziele.

Ein weiterer „Old-School-Wert“ wäre dann noch das Pflichtgefühl: die Einsicht, dass etwas getan werden muss - entweder weil´s moralisch richtig, rechtlich verpflichtend oder von einer akzeptierten Autorität angeordnet wird. Disziplin und Pflichtbewusstsein sind jedoch beileibe keine unabdingbaren Voraussetzungen für die Entwicklung von Durchhaltevermögen. Allerdings unterstützen diese Werte die Zielerreichung dann, wenn es den Mitarbeitenden an inneren Motivatoren mangelt.

In derselben Liga wie das Pflichtgefühl spielt die Verlässlichkeit: ein Wert, den wir gerne von anderen einfordern, ohne uns selbst dazu verpflichtet zu fühlen. Indem wir uns als verlässlich erweisen, stärken wir das Vertrauen anderer in uns. Gibt es ein festeres Fundament für Durchhaltevermögen in schwierigen Zeiten als das Vertrauen?

Fallen euch sonst noch Eigenschaften ein, die den Grit eurer Mitarbeitenden stärken? Vielleicht ist euch die Studie "Werte in der Arbeitswelt 2020" eine Inspiration.

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